Autor: Susanne Ritter.
(oder: Anstöße zur Berührbarkeit der Menschheit)
Ein leidiges Thema- das mit dem Leid. Will es schon unter herkömmlichen Umständen keiner so wirklich wissen. Nun haben wir jedoch seit mehr als zweieinhalb Jahren besondere Zeiten.
Viel wurde der Toten gedacht- insbesondere der Toten nach Corona. Menschen, die an den Folgen einer Viruserkrankung gestorben sind. Das ist schlimm, aber nicht das erste Mal in den letzten Jahrzehnten. Und nicht das letzte Mal. Man denke an die vielen Grippetoten in den Jahren 2016/2017/2018. Der Coronavirus ist nicht neu. Sicherlich ist es gefährlich, aber mit gefährlichen Viren und Bakterien leben wir schon sehr lange. Und Menschen werden krank, manche sterben. Andere werden immun. Dafür ist das Immunsystem unerlässlich. Aber es wird auch immer wieder Menschen geben, die es nicht schaffen. So ist das mit dem Leben. Wie sagte schon Erich Kästner: „Leben ist immer lebensgefährlich.“
Schnell erließ die Regierung ab März 2020 die individuellen Persönlichkeitsrechte stark beschneidende Maßnahmen., benannt als „Maßnahmen zum Schutze der Bevölkerung“. Am Anfang konnte man das ganze Geschehen auch noch nicht richtig einordnen. Nach einer Weile wurde jedoch für einen Teil der Bevölkerung spürbar, dass die Anordnungen nicht wirklich etwas ändern konnten. Es zeigte sich stattdessen, welche gravierenden Folgen die sogenannten Schutzmaßnahmen in allen Altersgruppen mit sich brachten- bis heute.
Und bis heute wird darüber in unserer Gesellschaft ungern geredet. Über die grässlichen Nebenwirkungen, von schwersten Behinderungen bis hin zu exorbitanten Sterbezahlen aufgrund der nur bedingt zugelassenen und nicht ausreichend erforschten sogenannten Impfungen. Über die Isolierung gesunder Menschen wegen vermeintlich positiver Tests, die nicht zu diagnostischen Zwecken zugelassen sind, zudem noch hochgiftig.
Vor allem aber kaum geredet wird über die Langzeitfolgen aufgrund von Quarantäneregeln, Besuchsverboten und Lockdowns wie z.B. Einsamkeit, Vernachlässigung und Unterversorgung, Verschlechterung der körperlichen und seelischen Gesundheit in Form von Depressionen, Essstörungen, Zwangsstörungen, Ängsten und Panikstörungen, Suchterkrankungen und vieles andere mehr.
Sozialarbeiter sprechen von zunehmenden Entwicklungsstörungen in Schulen (aufgrund von Masken), Suizide und Suizidversuche, Trennung und damit Alleine lassen hilfloser Angehöriger in Extremsituationen wie z.B. bei stationären Aufnahmen in Kliniken bis hin zu Besuchsverboten im Sterbeprozess – Menschen sterben einsam und alleine.
So erging es auch meiner Familie. Meine Mutter lag im Pflegeheim, seit Wochen in Quarantäne. Sie war positiv getestet worden, hatte jedoch keinerlei Symptome. Alleine gelassen im Zimmer mit geschlossener Türe. Ab und an konfrontiert mit Pflegern in Ganzkörperverpackung. Wahrscheinlich hat sie sich, unbeaufsichtigt, an einem Essensrest verschluckt, da sie aufgrund ihrer fortgeschrittenen Demenz an Schluckstörungen litt. Dadurch wurde die Lunge nicht mehr belüftet. Sie wurde irgendwann aufgefunden und ins Krankenhaus gebracht. Dort durften wir am ersten Abend nicht zu ihr und am zweiten Tag, an dem die Maschinen abgestellt werden sollten, musste ich lange um einen letzten Besuch kämpfen. So mancher hätte vielleicht aufgegeben… ( dies ist nur ein kurzer Ausschnitt der schmerzlichen Erlebnisse unserer Familie im März 2022).
Das Erzählte ist meine persönliche Geschichte und kein Einzelfall, wie ich von anderen Betroffenen immer wieder zugetragen bekomme.
Jetzt einmal ein kurzes Gedankenspiel: Wie hätte die Geschichte ohne die staatlichen Maßnahmen verlaufen können?
Meine Mutter nimmt ihr Essen im Essensraum unter Aufsicht und mit anderen Bewohnern ein. Das Personal oder die anderen Bewohner merken frühzeitig, dass irgendetwas mit meiner Mutter nicht stimmt. Rechtzeitige oder zumindest frühere Hilfe erfolgt.
Besuche der Familie sind zu jeder Zeit, in allen Einrichtungen und ohne Auflagen möglich. Wir können meine Mutter noch eine Weile länger sehen, erleben, begleiten. Meine Mama erhält die Liebe und Nähe, die sie braucht. Sie geht irgendwann von dieser Erde. In Ruhe, im Vertrauen und im besten Falle im Kreise ihrer Familie.
Wer weiß, wie es gekommen wäre, aber eines ist ziemlich sicher- es wäre anders gewesen- für meine Mama und für uns als ihre Familie.
Die Frage, die sich mir aufgrund meiner Erlebnisse über die 2,5 Jahre bis heute stellt, ist Folgende:
Wie hat das Abstandsgebot unsere Gesellschaft und unser Miteinander verändert? Inwieweit können Menschen in der aktuellen Lage und dauerhaft, ihre Würde als Menschen unter Menschen entfalten? Was macht es mit uns, wenn wir Menschen in zwei Lager geteilt werden? Wenn Familienangehörige untereinander Abstand halten müssen? Freunde auf Distanz bleiben? Kinder zuhause bleiben und nicht mehr mit anderen Kindern spielen dürfen? Der Blickkontakt und die Mimik zwischen Menschen durch eine Maske eingeschränkt werden? Berufe, die auf Berührung und direkten, sozialen und menschlichen Austausch basieren, eingeschränkt werden? Was macht das alles mit jedem einzelnen und uns als Gesellschaft?
Bitte nehmen Sie sich einmal einen kurzen Moment Zeit. Was spüren Sie, wenn sie einen kurzen Augenblick innehalten und in sich hinein fühlen? Was haben die Erlebnisse und Erfahrungen der letzten 2,5 Jahre mit Ihnen persönlich gemacht? Was mit ihren Beziehungen, ihrer Familie, ihren Kindern. Und rundherum. Was konnten Sie in der letzten Zeit gefühlsmäßig wahrnehmen?
Ich für mich glaube auf jeden Fall, dass wir, egal was im Außen passiert, als Menschen und Menschheit berührbar bleiben sollten.
Hier noch eine kurze Definition von BERÜHRBARKEIT:
Sich in der Tiefe von etwas oder jemandem berühren lassen, setzt Öffnung, Hingabe und Zulassen voraus. Erlaube ich mir, berührbar zu sein, öffne ich Eindrücken jeglicher Art weit mein Herz und zeige mein wahres Ich, das oft verletzt und traurig ist. Dadurch ist Heilung möglich.
Susanne Ritter