Autor: Wolfgang Fallot-Burghardt
Die neue Sozialdezernentin der Stadt Bad Dürkheim ist ein Fan des FCK
Wolfgang Fallot-Burghardt
Seit 9. Juli leitet Angela Strobel von den Freien Wählern (FWG) Bad Dürkheim gemäß der Koalitionsvereinbarung zwischen CDU und FWG als Zweite Beigeordnete die Bereiche Kindertagesstätten, Schulen und Sport der Stadt Bad Dürkheim. Die Stadt konnte mit der medizinischen Fachangestellten (oder „Serviceassistentin“ gemäß der offiziellen Wahlbekanntmachung) eine Sozialdezernentin gewinnen, die „gerne in Bad Dürkheim lebt“ und „wichtige Entscheidungen für unsere schöne Stadt, mit Herz und Verstand, mit-treffen möchte“ (Selbstbeschreibung).
Viele Dürkheimer denken bei Strobel allerdings weniger an Herz und Verstand, seitdem sie einen Facebook-Post mit der gegen die Bürgerinitiative gegen die Straßenumbenennung gerichteten Schmähparole „FCK AFD“ („F*ck dich …“) befürwortete bzw. neudeutsch likte. Gift und Galle würde es besser treffen, um das nur bei rechten Zeitgenossen zulässige „Hass und Hetze“ zu umschiffen. Im Dienst der gerechten Sache müssen Prinzipien wie Respekt und Anstand manchmal eben zurückstehen. Eine originelle Besetzung also für die Leitung eines Fachbereichs, in dem – jedenfalls früher einmal – die Erziehung der Kinder zu einem respektvollen Umgang miteinander Teil des Konzepts war. Wir sind nun sehr gespannt, ob der von Strobel als adäquat erachtete Umgangston auch in ihrem neuen Tätigkeitsfeld Einzug halten wird. Hieß es bisher im Kindergarten behutsam, um das kindliche Selbstwertgefühl nicht zu verletzen: „Fynn, zieh doch bitte dem Noah den Malstift aus dem Auge, das tut ihm sicher weh!“, so könnte es womöglich zukünftig nur noch heißen: „F*ck dich, Fynn!“
Sollten Sie, liebe Leserin, lieber Leser, Gott bewahre, gar mit der AfD sympathisieren, weil Sie die Schnauze voll haben, und daraus kein Geheimnis machen, könnten Sie vielleicht beim Mobben Ihrer Kinder in der Schule mit Frau Strobel auf eine Ansprechpartnerin treffen, die Ihnen erklärt, warum dies nicht zu vermeiden sei, solange man sich derart ins Abseits stellt. Oder anders ausgedrückt: Schafft es Frau Strobel, die anscheinend ihren Groll auf Andersdenkende so wenig unter Kontrolle hat, ihr Amt politisch neutral auszuüben?
Hätte sich unsere neue Sozialdezernentin nur an unseren Wirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen gehalten, der (auf Instagram) richtigerweise feststellt: „Hass im Netz ist für viele Menschen eine bittere Realität – für Ehrenamtliche, für Landrätinnen, Bürgermeister. Abgeordnete unterschiedlicher Parteien. Dieser Hass soll einschüchtern. […] Wir dürfen nicht zulassen, dass diese Verrohung zur Normalität wird.“
In ihrer Stadtratsfraktion verteidigte Angela Strobel sich damit, dass ihr Facebook-Like nicht als Zustimmung zur Parole „FCK AFD“ zu verstehen sei, sondern vielmehr als Ausdruck der Zustimmung zur Straßenumbenennung. Öffentlich erklären wollte Strobel ihren Like bisher nicht. Warum benutzte sie dann aber nicht die Kommentarfunktion, wo sie sehr wohl ein „Ja, aber …“ hätte formulieren können? Oder übersah sie die prominent platzierte Schmähung in großen Buchstaben? Das wäre kein gutes Omen für ihre Amtsführung, wo Teil des Jobs das penible Lesen von Schriftstücken ist. Hielt sie die Beleidigung für nebensächlich? – das ließe uns an Frau Strobels Urteilsvermögen zweifeln. In allen Fällen nicht gerade glänzende Empfehlungen für ihre neue Stelle.
Für ihren Parteifreund und Fraktionsvorsitzenden Jochen Schmitt, der nach eigenen Angaben Strobels Versicherung Glauben schenkt, ist es wichtig, „als privater Mensch seine Meinung unmißverständlich [!] ausdrücken zu können, solange sich an die Grundsätze politischer Ordnung gehalten wird. Das ist für mich nach wie vor erfüllt“. „Ich glaube fest zu wissen“, dass Angela Strobel und andere Befürworter des Pöbel-Posts sich „weit von dem entfernt bewegen“, was man ihnen mit einem Screenshot unterstellen möchte.
Allein die Formulierung „Ich glaube fest zu wissen“ ist reinstes Kommentatorengold und hätte einen eigenen Artikel verdient. Wir glauben auch, fest zu wissen, dass die Freien Wähler mit Spitzenkräften wie Frau Strobel und Herrn Schmitt ein Gewinn für unsere Stadt sind, aber ganz sicher sind wir uns ehrlich gesagt nicht!
Facebook-Post des Anstoßes:
Es handelte sich nach fraktionsintern getätigter Aussage von Angela Strobel hierbei nicht um eine Zustimmung zur Beleidigung „FCK AFD“ an die Adresse der Bürgerinitiative gegen die Straßenumbenennung. Mancher Leser käme vermutlich zu einem anderen Schluss. Jochen Schmitt sieht die „Grundsätze politischer Ordnung“ gewahrt, solange nur andere beleidigt werden. Die Bürgerinitiative hatte übrigens keinerlei Verbindungen zur AfD.